Apfelsaft – das Nationalgetränk der Schweiz

Der Apfel ist die beliebteste Frucht von Herr und Frau Schweizer. Nicht weniger beliebt ist die Marke RAMSEIER. Seit über 100 Jahren behauptet sich das Schweizer Unternehmen RAMSEIER Suisse AG erfolgreich in einem umkämpften Markt. Was es für den Erfolg braucht, verrät CEO Christoph Richli im Interview.

Dass Obstgetränke wie «Suure Moscht» oder Schorle in der Schweiz so beliebt sind, ist unserer Kultur zu verdanken. Nicht nur die Kultivierung von Obstbäumen hat hierzulande eine lange Tradition. Viel Wissen steckt auch in der Verarbeitung des Rohstoffs Apfel und der Optimierung von Prozessen. Dass es die RAMSEIER Suisse AG geschafft hat, aus einer Vielzahl von Mostereien hervorzustechen, liegt nicht nur an der bewährt hohen Qualität der Produkte. Das Unternehmen konnte sich in den Nachkriegsjahren als Hauptlieferant von Most für den Bund und die Soldatenstuben etablieren – und damit seine Position am Markt verankern. Doch die Zeiten ändern sich, und damit auch die Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen.

Christoph Richli, CEO RAMSEIER, bei der Eröffnung der neuen RAMSEIER Erlebniswelt im Juni 2020

Herr Richli, wie schafft es ein regionales Produkt, sich auch in einem zunehmend intensiveren Wettbewerb zu behaupten?

Christoph Richli: Ich bin davon überzeugt, dass das aktuelle Bedürfnis nach natürlichen und heimatlichen Produkten heute grösser denn je ist. Dafür steht die Marke RAMSEIER, die zwar einen regionalen Ursprung hat, heute aber mit fast allen Getränken eine nationale Distribution erreichen konnte. Trotz unserer Bodenständigkeit gehen wir mit der Zeit. So tragen unsere Innovationen viel zu unserem Erfolg bei und sind wichtig, um immer wieder neue Impulse setzen zu können. Wir bieten nicht nur «Suure Moscht» mit oder ohne Alkohol an, sondern gehen auch neue Wege. Dies zum Beispiel mit unserem «Huus-Tee», der mit Kräutern frisch aufgegossen und mit RAMSEIER Obstsaft leicht gesüsst wird – also dem Trend nach natürlichen und leichten Getränken entspricht. Dazu setzen wir uns intensiv mit veränderten Konsumverhalten und Kundenbedürfnissen auseinander. Wenn wir nah am Markt bleiben, wird es uns auch in 100 Jahren noch geben.

Wie schwierig ist es, neue Produkte zu lancieren?

Die grösste Herausforderung dabei ist wohl, dass wir unseren Markenwerten treu bleiben wollen. Es ist beispielsweise nicht immer einfach, alle notwendigen Rohstoffe in der gewünschten Qualität von Lieferanten in der Schweiz zu erhalten. Bis wir ein neues Produkt auf den Markt bringen, sind viele Schritte nötig. Der Weg beginnt bei der Analyse von Kundenbedürfnissen. Daraus leiten wir Ideen ab, diskutieren diese und erstellen Konzepte. Mit unserem «Huus-Tee» aus Schweizer Minze haben wir zum Beispiel eine neue Richtung eingeschlagen und verlassen das Obstsaftregal hin zu Eistee-Getränken. Damit reagieren wir bewusst auf die Bedürfnisse der Konsumenten nach leichten und natürlichen Getränken und entwickeln die Marke RAMSEIER gleichzeitig weiter – dies immer unter der Berücksichtigung der Markenwerte und unserer Kernkompetenz. Die Aspekte Natürlichkeit und Heimatlichkeit haben dabei oberste Priorität. Alle Ingredienzien für unsere Produkte stammen aus der Schweiz, sogar der Ingwer im «Zisch Apfel-Ingwer», ebenfalls ein neues Produkt. Schweizer Qualität gehört zu unserem Markenverständnis. Das unterstützen auch Qualitäts-Labels wie beispielsweise Suisse Garantie oder das Hochstamm-Label.

Im Juni dieses Jahres hat RAMSEIER seine Erlebniswelt in Sursee eröffnet. Wie wichtig ist das Erlebnis einer Marke auf dem heutigen Markt? Treffen Sie damit den Puls der Zeit?

Vertrauen ist ein wichtiges Gut. Indem wir uns zeigen und einen Einblick hinter die Kulissen möglich machen, können wir Vertrauen aufbauen und die Marke RAMSEIER verankern. Wir möchten als Unternehmen transparent sein. So entstand die Idee für eine Erlebniswelt als eine Plattform für Begegnungen und Wissenstransfer. Man muss wissen: Betriebsführungen sind dafür eher ungeeignet, denn die Sicherheits- und Hygienevorkehrungen sind hoch. Gleichzeitig war es uns ein grosses Anliegen, einen Einblick in unsere Prozesse, die Handwerkskunst und die über hundertjährige Tradition vermitteln zu können. Und so entstand die RAMSEIER Erlebniswelt, in welcher man den Weg von der Natur und dem Apfel bis hin zum fertigen Apfelsaft mitverfolgen kann.

Wie wichtig ist dabei der Standort – für die Erlebniswelt, aber auch für das Unternehmen?

Der Standort ist sehr wichtig, da wir eine breite Zielgruppe ansprechen möchten. Die RAMSEIER Erlebniswelt liegt in unmittelbarer Nähe vom Bahnhof Sursee und ist damit für die gesamte Schweiz relativ zentral gelegen. Die Erlebniswelt ist ausserdem sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wie auch mit dem Auto gut erreichbar. Für uns als Unternehmen ist die Zentralschweiz logistisch gesehen ideal. Deshalb liegt unser Hauptproduktionsstandort heute in Sursee und nicht mehr im Emmental. In Ramsei befinden sich aber noch immer einige unserer Tanklager. So bleibt der Bezug zu unserem Ursprung bestehen. Im Thurgau in Oberaach betreiben wir zudem die grösste Mosterei der Schweiz. Zwei Drittel des Mostobsts stammt aus der Ostschweiz, der Rest aus der Zentralschweiz und der Region Bern.

Noch eine Frage zum Schluss: Wann ist ein Apfel ein guter Apfel?

Eine gute Qualität hat ein Apfel, wenn seine Anteile an Säure und Süsse ausgewogen sind. Zu Beginn der Saison sind die Äpfel eher rauh und säuerlich, gegen den Herbst hin werden sie immer süsser. Hier gibt es grosse Unterschiede, aber genau das macht einen guten Apfelsaft aus. Für unsere Produkte verwenden wir über 30 verschiedene Apfelsorten. Die richtige Mischung macht die Qualität aus. Für die Veredelung der RAMSEIER Obstsäfte sind unsere Kellermeister verantwortlich. Sie wissen, wie man einen guten Saft macht, und verfügen über viel Erfahrung in der Herstellkunst, die seit Jahrzehnten überliefert wird. Wir bilden ausserdem in der Getränkeaufbereitung viele Lernende als junge Lebensmitteltechnologen aus, denn der Nachwuchs liegt uns am Herzen.

In der Erlebniswelt von Ramseier tauchen Besucherinnen und Besucher ein in eine Welt voller Natur, Düfte, Geschmäcker und Geschichten.